Mensch, ich rufe dich von weither,

rufe dich seit dem Anfang aller Zeiten,

rufe dich durch Jahrtausende, seit Äonen von Jahren –

rufe und rufe … seit jeher …

Sie ist Teil deines Wesens, meine Stimme,

Doch leise nur dringt sie zu dir,

und nur manchmal vernimmst du sie.

„Ich weiß nicht“, sagst du vielleicht. Aber irgendwo weißt du.

„Ich höre es nicht“, sagst du. „Was ist es, und wo?“

Doch irgendwo hörst du, und tief in deinem Inneren

weißt du. Denn ich bin, was schon immer in dir war.

Was nie enden wird in dir, bin ich.

Magst du auch sagen: „Wer ruft?“

Magst du auch denken: „Wer ist es?“

Wohin willst du laufen? Sag mir:

Kannst du vor dir selbst weglaufen?

Denn ich bin das Einzige für dich;

nichts anderes gibt es.

Dein Versprechen, deine Belohnung bin ich allein –

deine Sehnsucht und dein Ziel…

(Anonymous)

Tonaufnahme von Michael Weiß
Die Leute sagen oft zu mir: „Bittet für mich!“

Dann denke ich: „Warum geht ihr aus?

Warum bleibt ihr nicht in Euch selbst

und greift in euer eigenes Gut?

Ihr tragt doch alle Wahrheit wesenhaft in euch.“

(Meister Eckehart)


Die Menschen sollten sich weniger Gedanken

Darüber machen, was sie tun sollten,

sondern mehr darüber nachdenken,

was sie sein sollten.

(Meister Eckehart)


Es ist eine große Schmach und Schande, dass ein Mensch

so viele andere Dinge kennt, sich selbst aber nicht.

(Johannes Tauler)

In Zen-Kreisen erzählt man

die Geschichte von einem Mann und einem Pferd.


Der Mann sitzt auf seinem geschwind dahin-galoppierenden Pferd, und es hat den Anschein, als müsse er ganz schnell zu einer dringenden Verabredung.

Am Wegesrand steht ein anderer Mann. Der ruft: „Wohin des Weges?“ Worauf der Reiter antwortet: „Keine Ahnung! Frag das Pferd!“


(Thich Nhat Hanh)

Die Dinge liegen in ihrem Gegenteil verborgen.

Und ohne die Existenz von Gegensätzen gäbe es für ihn,

der die Dinge einander gegenüberstellt,

keine Manifestation.


(Alawi)

Die Stille bedeutet mehr

als tausend Leben,

und diese Freiheit ist mehr wert

als alle Reiche der Welt.


Die Wahrheit in sich selbst erblicken,

nur für einen Augenblick,

gilt mehr als alle Himmel,

mehr als alle Weiten,

mehr als alles, was es gibt.


(Rumi)

Ein jeder taucht

an einer anderen Stelle

in den Wald ein,

die er selbst gewählt hatte, dort,

wo es am finstersten war

und es weder Weg noch Steg gab.

(Gralslegende)

Weder Weg noch Steg!

Denn wo es einen Weg gibt,

ist es immer der Weg eines anderen.

Es ist, als ob dich ein König in ein fremdes Land schickt,

um dort eine Aufgabe zu erledigen.

Du gehst und erledigst viele andere Aufgaben,

aber diese eine, für die du entsandt wurdest,

erledigst du nicht.

Das ist so, als wenn du gar nichts getan hättest.

(Rumi)



Am Ende seines langen Lebens sah sich Rabbi Joshua zu den Worten genötigt:

„In der kommenden Welt wird mich niemand fragen,

warum ich nicht Moses war.

Man wird mich fragen: „Warum warst du nicht Joshua?“

Ja, warum nicht?

Wer sich diese Frage stellt, hat seinen Ruf gehört.

Wer darauf reagiert, hat mit seiner Suche begonnen.

(Anomymous)

Halt an, wo läufst du hin? 

Der Himmel ist in dir!

Suchst du Gott anderswo, 

du fehlst ihn für und für.


(Angelus Silesius)

Die einzige Weisheit, 

die zu erlangen wir hoffen können,

ist die Weisheit der Demut

Die Demut ist grenzenlos.


(T.S. Eliot)

Was direkt vor unseren Augen liegt,

bleibt am Anfang verschleiert.

(Anonymous)


Jesus sagt: 

„Das Reich Gottes ist mitten unter euch.“


„Wann wird das Königreich des Himmels kommen?“

„Nicht indem ihr darauf wartet“, antwortete Jesus.

„Denn der Himmel ist über die Erde ausgebreitet,

aber die Menschen sehen es nicht.“

(Thomasevangelium)


Man erreicht die Größe nicht,

wenn man sich nur seinen Impulsen hingibt, 

sondern indem man geduldig die stählerne Mauer abfeilt, 

die das, was man fühlt, von dem, was man vermag trennt.


(Vincent van Gogh)

Auf dem Weg

braucht man Disziplin

gegenüber sich selbst.

Hat man seine Verantwortung erkannt, 

so gilt es, sie zu erfüllen,

d.h. im Sinne dieser Verantwortung 

gegenüber anderen und sich selbst 

zu handeln.

Eben als ich 

alle Antworten des Lebens 

erfasst hatte,

änderte es die Fragen.


(Anonymous)

Die wahre Entdeckungsreise

besteht nicht darin, neue

Landschaften zu entdecken,

sondern mit neuen Augen zu sehen.


(Marcel Proust)

Hilel richtete drei Fragen an seine Schüler:

  1. „Wenn nicht ich es tue, wer soll es dann tun?“
  2. „Wenn ich es nicht jetzt tue, wann soll ich es dann tun?“
  3. „Wenn ich es nur um meiner selbst willen tue, wer bin ich dann eigentlich?“


(Hilel, ein Zeitgenosse Christi)

Wenn ihr aus zweien eins macht

und das Innere wie das Äußere,

dann werdet ihr das Königreich

des Himmels erlangen.


Jesus (Evangelium des Thomas)

Wer wächst, verliert den Schutz der Herde.

(Anonymous)


Hier ist die Wahrheit


Ich lache wenn ich höre,

dass dem Fisch dürstet im Wasser.

Du siehst nicht, dass zuhause die Wirklichkeit ist,

und du wanderst von Wald zu Wald lustlos!

Hier ist die Wahrheit!

Gehe hin, wo immer du willst,

nach Benares oder Mathura –

Wenn du die eigene Seele nicht findest,

bleibt dir die Welt unwirklich.

(Kabir)

Ein Kamel wurde einmal gefragt,

ob es lieber bergauf oder bergab gehe.

Es antwortete:

„Mir ist es nicht wichtig, ob bergauf

oder bergab – auf die Last kommt es an!“

Was ist es und wo?


Ein Blinder ergreift den Rüssel eines Elefanten.

„Er ist eine Art Schlange.“ behauptet er.

„Das ist falsch.“ entgegnet der zweite Blinde schroff,

während er das Ohr des Elefanten liebkost,

„Er ist wie ein großes Blatt.“

„Unsinn“, schreit der dritte Blinde, während er ein Bein des Elefanten fest umschlingt.

„Er ist wie ein Baumstamm.“

„Nein, nein und nochmals nein!“ brüllt der vierte Blinde,

während er den Schwanz des Elefanten behutsam durch seine Hände gleiten läßt.

„Er ist so herrlich dünn wie ein Seil.“

„Ihr Schwärmer, was seid ihr doch alle verblendet.“

lacht der letzte Blinde, während er immer noch vergeblich tastend im Raum herumtorkelt.

„Hier ist nichts! Er ist nicht vorhanden. Es hat ihn nie gegeben.“

(Anonymous)

Das Kreuz und die Christen nahm ich

von allen Seiten in Augenschein. Er war nicht am Kreuz.

Ich ging zum Hindu-Tempel, zu der alten Pagode.

An beiden Orten fand ich keine Spur von ihm.

Ich ging zu den Höhen von Herat und nach Kandahar,

schaute mich um.

Er war nicht auf den Höhen und nicht in der Niederung.

Entschlossen stieg ich zur Spitze des Kaf-Berges.

Dort wohnte nur der Anqa-Vogel.

Ich ging zur Kaaba und traf ihn dort nicht.

Ich fragte Ibn Sina nach seinem Wesen.:

Er war jenseits der Definitionen des Philosophen Avicenna …

Ich schaute in mein eigenes Herz. An diesem Ort sah ich ihn. Er ist an keinem anderen Ort…

(Rumi)

Die meisten Leute möchten Gott dienen –

aber nur als Berater. (Sunday Express, London)


Nicht der Himmel,

die Erde ist das Maß.


Auf der anderen Seite mühen sich manche mit der Meditation, denen ich nur raten kann, die Augen erst einmal, statt sie zu schließen, wirklich zu öffnen und auf das Nächste zu schauen – ihren Nächsten – um ihm zu dienen.

Wollt ihr Gott finden, so dient den Menschen.

Gar zu viele reden Säcke voll Theologie, handeln aber nicht ein Körnchen danach, während der Weise wenig redet und sein Leben und Wirken lebendige Meditation und tätige Religion sein lässt.

(Ramakrishna)

Die höchste Weisheit

ist die Einheit der Dinge;

das höchste Mitgefühl

ist die Vielfalt der Dinge.


D.T. Suzuki (Zen-Meister)

Der Schüler: Kann jeder Gott schauen?

Der Meister: Ja.

Der Schüler: Kann ich Gott schauen?

Der Meister: Ja.

Der Schüler: Wer ist mein Führer, um Gott zu schauen?

Bedarf ich keines Führers?

Der Meister: Wer war dein Führer, um meine Einsiedelei zu schauen? 

Dank wessen Führung schaust du alle Tage die Welt? 

Gott ist dein Selbst, jenseits von Leib, Gemüt und Geist. 

Wie du selbst imstande bist, die Welt zu schauen, 

so wirst du auch imstande sein, dein eigenes Selbst zu schauen, 

wenn du mit heiligem Ernste darum ringst, – 

das Selbst allein ist dein Führer auf dieser Fahrt nach der Wahrheit.

(Ramana Maharshi)

Welten


Das Auge sagte eines Tages:

„Ich sehe hinter diesen Tälern im blauen Dunst einen Berg.

Ist er nicht wunderschön?“

Das Ohr lauscht und sagte nach einer Weile:

„Wo ist ein Berg? Ich höre keinen.“


(Khalil Gibran)


Wenn man sagt, ich sei weise oder ein „Wissender“,

so kann ich das nicht akzeptieren.

Es hat einmal Einer einen Hut voll Wasser

aus einem Strom geschöpft.

Was bedeutet das schon?

Ich bin nicht dieser Strom.

Ich bin an dem Strom, aber ich mache nichts.

Die anderen Menschen sind an denselben Strom,

aber meist finden sie, sie selber müssten es machen.

Ich mache nichts. Ich denke nie, ich sei es,

der dafür sorgen müsse, dass die Kirschen Stiele bekommen.

Ich stehe da, bewundernd,

was die Natur vermag.

(C.G. Jung)

Eine Vorstellung von etwas,

ist etwas davor Gestelltes.

(Anonymous)


Warum willst du dich mit der Speisekarte begnügen,

wenn du die Speise selbst haben kannst?

(Sufi)

Der Frosch, der im Brunnen lebt,

beurteilt das Ausmaß des Himmels nach dem Brunnenrand.

(Mongolische Weisheit)


Die Skepsis wirkt wie der Glaube:

Beide sind Ersatz für das Schauen.

(Bert Hellinger)

Zen-Meister vergleichen ihre Lehren mit einem Finger, 

der auf den Mond zeigt – der Finger ist nicht der Mond, 

und jeder, der auf den Finger fixiert bleibt, 

verpasst das Wesentliche.

Wenn ein Meister ein Bild macht

aus einem Stück Holz oder einem Stein,

so trägt er das Bild nicht in das Holz hinein;

vielmehr schneidet er die Späne ab,

die das Bild verborgen und verdeckt halten.

Er gibt dem Holz nichts,

sondern er nimmt und gräbt ihm die Decke ab

und nimmt den Rost weg,

– und dann erglänzt,

was darunter verborgen lag.


(Meister Eckhart)

Das wichtigste Werk meines Lebens bin ich selbst.

Ach so?

Warum lernte ich das nicht in der Schule?


(Anonymous)

Religion


Tradition ist die Weitergabe des Feuers, 

nicht die Anbetung der Asche.

(Gustav Mahler)


Erfahrung wirkt, wenn man sie hinter sich lässt.

(Bert Hellinger)


 Ungebetene Hilfe

„Komm, ich rette dich vor dem Ertrinken,“ 

sagte der Vogel zum Fisch, – und legte ihn 

behutsam auf einen Baum.

(Anonymous)

Er, der tausend farbige Welten gemalt hat,

wie sollte er je meine und deine Farbe kaufen, du Armer!

Diese Farben sind alle nur Einbildung oder Wahn.

Doch er ist ohne Farbe. Seine Farbe muß man haben.


Anzünden und verbrennen will ich diese Konfession und Lehre,

darbieten die Liebe zu dir statt der Konfession.

Wie lange noch soll ich die Liebe verborgen halten in meinem Herzen?

Ziel meines Weges bist du, nicht Religion ist es und nicht Lehre.


(Hamadini)

Wir werden nicht nachlassen in unserem Kundschaften

und das Ende unseres Kundschaftens

wird es sein, am Ausgangspunkt anzukommen

und den Ort zum ersten Mal zu erkennen.


(T.S. Eliot)

Diesseits und Jenseits


Dieses Leben und das andere 

sind wie die beiden Frauen 

des Bigamisten:

Wenn die eine lächelt, 

schmollt die andere.


(Imam Ali)

Wer kostet, weiß


Was ist Mystik?

Weisheit jenseits aller Worte

 


Worte bleiben immer am Ufer

 


Nicht glauben, nicht zweifeln, nur Schauen und Schmecken

Hingabe



Rumi sagt: Wenn eine Mutter ihrem Säugling zuruft:

„Komm her, mein Kind, ich bin deine Mutter“,

wird das Kind dann antworten: „Oh Mutter, beweise mir, 

dass ich mich mit deiner Milch wohl fühlen werde“?

Dreißig Jahre lang habe ich Gott gesucht,

und als ich schließlich die Augen öffnete,

entdeckte ich, dass in Wirklichkeit

Er derjenige war, der mich suchte.


(Abu Yazid Al-Bistami)

Meine Seele zerschmolz

und zerfloss,

als der Geliebte sein Wort sprach.

Als er einging, da musste ich schwinden.


(Meister Eckehart)

Man sah Rabia in den Straßen von Basra, mit einem Eimer in der einen Hand und einer Fackel in der anderen. Gefragt, was das bedeute, antwortete sie: „Ich will Wasser in die Hölle gießen und Feuer ans Paradies legen, damit diese beiden Schleier verschwinden und niemand mehr Gott aus Furcht vor der Hölle oder in Hoffnung aufs Paradies anbete, sondern nur noch um Seiner ewigen Schönheit willen.“

(Sufi-Geschichte)


Die Liebesbeziehung der Seele zu Gott ist eine Leidenschaft, 

die den ganzen Menschen transformiert. Sie umarmt die ganze Schöpfung, und doch ereignet sie sich im menschlichen Herzen.

(Llewellyn Voughan-Lee)

Wie die vor das Auge gehaltene Hand 

den größeren Berg verdeckt, 

so verdeckt das kleine irdische Leben 

die Sicht auf die mannigfaltigen Lichter 

und Wunder an denen die Welt reich ist, 

und wer es vor seinen Augen fortzuziehen vermag, 

wie man eine Hand fortzieht, 

erblickt den Glanz innerer Welten.


(Rabbi Nackmann von Brazlar)

Wenn Du gehst, dann geh,

als seist Du schon angekommen.

Denn wo Du bist, ist alles, was Du brauchst.

(Hadjara, arabische Mystikerin)



Es ist etwas Großes, nicht an Dinge gebunden zu sein. Aber es ist etwas viel Größeres, nicht an die Vorstellung gebunden zu sein, die wir von ihnen haben.

(Maximos der Bekenner)

Sieh immer das Eine

in allen Dingen.

Es ist das Zweite,

welches dich auf Abwege führt.

(Kabir)



Das edelste Gebet ist,

wenn der Beter sich

in das, vor dem er kniet,

verwandelt inniglich.

(Angelus Silesius)

Wenn es nur einmal so ganz stille wäre.

Wenn das Zufällige und Ungefähre

Verstummte und das nachbarliche Lachen.

Wenn das Geräusch, das meine Sinne machen,

mich nicht so sehr verhinderte am Wachen –


Dann könnte ich in einem tausendfachen

Gedanken bis an deinen Rand dich denken

Und dich besitzen (nur ein Lächeln lang),

um dich an alles Leben zu verschenken

wie einen Dank.


(Rainer Maria Rilke)

Am Ende

ist ein Mensch alles müde,

nur des Herzens Verlangen

und der Seele Wanderung nicht.


(Rumi)

Wer die Quelle kennt,

trinkt nicht aus dem Krug.

(Anonymous)

 

… der erste Trunk aus dem Becher 

der Naturwissenschaft macht 

atheistisch,

aber auf dem Grund des Bechers 

wartet GOTT.

(Heisenberg)

 

Gott steht für den Gläubigen 

am Anfang,

für den Physiker 

am Ende alles Denkens.

(Max Planck)

Suche nicht Gott,

suche den,

der Gott sucht.

Doch weshalb suchen?

Er ist nicht fort,

er ist wahrhaftig hier:

näher als dein eigener Atem.

(Rumi)

 


In der Offenbarung ist es so,

als würdest du im Kreis

um dich selbst herumgehen.

(Xenos Clark)

Die Spirale

Symbol der Seelenreise.

Sie weist zum stillen Zentrum,

wo das Geheimnis berührt wird.

Wie wunderbar!


Draußen stehen wie drinnen,

ergreifen und umgriffen werden,

schauen und das Geschaute selbst sein,

halten und gehalten werden –

das ist das Ziel.

Dort verharrt der Geist in Ruhe

Und ist eins

Mit der Ewigkeit.


(Meister Eckhart, Predigt 28)



Freund, es ist auch genug! Im Falle du mehr willst lesen,

so geh –

und werde selbst die Schrift und selbst das Wesen.

(Angelus Silesius)

 


Die Wahrheit ist von den Weisen des Altertums

oft genug formuliert worden, heute geht es darum,

sie zu leben.

(Meher Baba)

 


Es gibt ein Land jenseits von Richtig und Falsch

– dort treffen wir uns …

(J. Rumi )

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